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Wie erkenne ich Selektiven Mutismus?

 

Kinder, die zu Hause eine meist normale Sprachentwicklung zeigen, sprechen nicht in Umgebungen ausserhalb der Familie nicht bzw. kaum. In der Regel ist das Verhalten im Kindergarten oder später in der Schule auffällig und wird oft mit Schüchternheit verwechselt. 

 

Kinder haben meist ein normales Sprachvermögen, jedoch zeigen manche dieser Kinder auch Verzögerungen oder Störung der Sprachentwicklung oder des Sprechens, des Redeflusses auf.

 

Die Häufigkeit von Selektivem Mutismus unter Kinder und Jugendlichen liegt bei  0.5–2.0% mit einem Beginn zwischen 2,7–6,0 Jahren (Elizur & Perednik, 2003; Sharp, Sherman, & Gross, 2007; Hua & Major, 2016). Damit überschneidet die kaum oder nicht adäquat zum Sprachvermögen äussernde Kind meist mit dem Eintritt in die ausserhäusliche Kindertagesbetreuung oder die Grundschule, in der neue Herausforderungen an das Sozialverhalten eines Kindes gestellt werden.

 

Häufiger sind Mädchen betroffen und auch Kinder/ Jugendliche mit einem anderen kulturellen Hintergrund.

 

Kinder mit Selektivem Mutismus haben wenige Freunde und geringere soziale Kontakte als andere Kinder. Oft wirkt ihr Verhalten vermeintlich sogar gewollt und provokativ. Unter dem Druck zu sprechen, verringern sich jedoch die Chancen mit diesen Kindern eine für beide Seiten befriedigende Kommunikation zu führen.

 

Selektiver Mutismus ist nach neuesten Studien mit einer enormen (neuro)physiologischen Angstreaktion gekoppelt. Die Kinder/ Jugendlichen wollen sprechen und fühlen sich dem Anspruch der Umgebung nicht gewachsen.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Selektivem Mutismus und Mutismus durch traumatische Erfahrungen?

 

Totaler Mutismus tritt bei Kindern/ Jugendlichen mit traumatischen Erfahrungen auf. Dies kann Erfahrungen der psychischer und körperlicher Gewalt, des Krieges, eines bedeutenden Verlustes betreffen, so dass die Kinder/ Jugendliche nach dem Ereignis die "Sprache verlieren" und verstummen. Hier steht die psychotherapeutische Behandlung der Kinder und Jugendlichen im Vordergrund sowie die psychische Stabilisierung und die Aufarbeitung der traumatisierenden Ereignisse.

 

Passagerer Mutismus tritt in fremden Umgebungen auf, wenn neue Anforderungen als überwältigend erlebt werden, z.B. der Eintritt in Kita oder Schule. Auch starke kulturelle Veränderungen können einen passageren Mutismus auslösen. Meist sind es Kinder, die bereits vorher schon eher schüchtern und ängstlich waren. Die Sprachlosigkeit gibt sich nach wenigen Wochen und löst sich innerhalb von vier Wochen auf.

Was können pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und in Schulen tun, um diese Kinder mit der Angststörung Selektiver Mutismus in ihrer Entwicklung und im Lernen zu unterstützen?

 

PädagogInnen können durch ihre Erfahrungen und den Vergleich mit Geichaltrigen selektiv mutistische Kinder identifizieren.

 

Wichtig ist, nicht zu lange zu warten. Nach maximal 4-6 Wochen Schweigen oder wortkarges Verhalten, sollte in erster Linie das Gespräch mit den Eltern gesucht werden.

 

Wichtig ist, eine gute Verhaltensbeobachtung durchzuführen: Gibt es Gleichaltrige, mit denen das Kind/ Jugendliche kommuniziert? Welche Art der Kommunikation sind beobachtbar (leises Sprechen, Gesten, Mimik, Blickkontakt)? Treten Veränderungen auf? Zeigt das Kind/ Jugendliche trotzdem, dass es am Gruppen-/ Unterrichtsgeschehen beteiligt ist? Für den Schulbereich: Wie sind die Leistungen im schriftlichen im Vergleich zum mündlichen Bereich?

 

Welche Formen der Kommunikationsanbahnung habe ich selbst als Pädagog:in versucht und welche haben eine Annäherung gebracht?

 

Wie verhält sich das Kind/ Jugendliche im häuslichen Umfeld?

 

Machen sich die Eltern Sorgen?

 

Wo, wie und mit wem können Brücken der Kommunikation gebaut werden? 

 

Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen eine mündliche Kommunkationskompetenz im ausserhäuslichen Rahmen erreichen, die ohne Angst und Druck eine gute Bewältigung des sozialen und akademischen Alltags ermöglicht, ohne sie einzuschränken.

Weitere Unterstützung und therapeutische Hilfe erhalten betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern bei

Logopäden

Kinder- und Jugendpsychotherapeuten

weiteren überregionalen Netzwerken

 

Gern können Sie sich bei weiteren Fragen auch an mich wenden:

 

psychotherapie-hruska@web.de